Wahlkampf in Georgien mit Viren, Videos und Cyberkrieg
Die Auseinandersetzungen um die Macht in Georgien zwischen dem Machtapparat des Präsidenten Saakaschwili und dem mehrfachen Milliardär Bidsina Iwanischwili werden mit der Technik des 21. Jahrhunderts geführt. Über Facebook werden Informationen verbreitet, Youtube wird zur Verbreitung von Videos genutzt. Und auch Computerviren kommen in Georgien zum Einsatz, wie die georgische Nachrichtenagentur Interpressnews berichtete.
Foltervideo: Die Macht der Bilder
Internationale Aufmerksamkeit erregte in der vorvergangenen Woche das Foltervideo, in dem die systematische Misshandlung von Häftlingen in Georgien gezeigt wird. Internationale Organisationen und der georgische Ombudsmann hatten seit Jahren darüber berichtet, in der Öffentlichkeit wurde darüber stets geschwiegen. Mit dem Erscheinen des Videos jedoch bekam dieses Thema internationale Aufmerksamkeit. Dies zeigt deutlich die Macht der Bilder in der heutigen Zeit.
Nationale Bewegung beschäftigt Diebe im Gesetz
Die Regierung Saakaschwili konterte mit Videos, die von Innenministerium der Regierung Saakaschwili bei Youtube veröffentlicht wurde. Dort wurden Politikern der Opposition in Georgien Kontakte zu angeblichen organisierten Kriminellen unterstellt, so genannten Dieben im Gesetz. Dies kann sich jedoch zu einem Eigentor entwickeln. Einer der angeblichen Diebe im Gesetz ist in Wirklichkeit ein Koordinator der Nationalen Bewegung. Es ist nun eigenartig, dass die Nationale Bewegung bereits ihre eigenen Führungspersonen als Kriminelle bezeichnet.
Staatstrojaner
Während in Deutschland öffentlich über den Einsatz des Staatstrojaners als Mittel zum Ausschnüffeln mutmaßlicher Täter debattiert wird, kommt in Georgien nach Informationen von Interpressnews ein solcher bereits im Kampf der Regierung Saakaschwili gegen Georgischer Traum zum Einsatz.
Videos sind Fälschung
Ende der vergangenen Woche wurden Aufnahmen des Wachmanns Beso Surmawa veröffentlicht, die Iwanischwili diskreditieren sollten. Paul Joel, Experte für Computer und Mitarbeiter des Team von Iwanischwili, sagte dazu nun an diesem Wochenende, dass diese Aufnahmen gefälscht seien. Sie seien mit Hilfe eines Virus aufgezeichnet worden.
Cyberkrieg
Joel berichtete weiter, dass die Regierung Saakaschwili seit August einen Cyberkrieg gegen Georgischer Traum fahre. So seien die Rechner von Iwanischwili mit einem Virus* infiziert worden. Bei der Untersuchung der befallenen Rechner habe sich gezeigt, dass nur die Behörden die Möglichkeit gehabt hätten, den Virus auf die Rechner zu schleusen. Dieses Problem habe seit Juni 2012 bestanden.
Facebook-Seite gehackt
Auch die Facebook-Seite des Sohnes von Bidsina Iwanischwili, Bera Iwanischwili, ist Opfer einer Attacke geworden. Diese ist gehackt worden. Texte und Bilder sind im Sinne der Regierung Saakaschwili bösartig verändert worden. Bera teilte dazu mit, dass der Hackerangriff nicht das Werk von Hobbyhackern, sondern mit Vorsatz und großem Sachverstand ausgeführt worden sei.
* In der Meldung von Interpressnews wurde ein Virus namens Malvea genannt. Einen solchen konnten wir in keiner Datenbank zu Viren finden. Es ist möglich, dass hier der Begriff Malware, also Schadsoftware, falsch verstanden wurde.
Quelle: Interpressnews, 30.09.2012